USA | Chicago

Chicago – zwischen Hochhäusern, Blues Brothers und Al Capone

Mit 2,7 Millionen Einwohnern ist Chicago die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten. Die Metropole am Michigansee war im 19. Jahrhundert ein wichtiger Verkehrsknoten auf dem Weg von der Ost- und Westküste. Noch bedeutender wurde die Stadt nach der Fertigstellung des Illinois Waterway, der eine direkte Verbindung zum Mississippi schuf. Das Chicago der 20er und 30er Jahre lässt an Jazz, Prohibition und Gangsterbosse wie Al Capone denken. Noch heute bringen euch Gangster-Touren zu den Orten, an denen die Verbrecher ein meist gewaltsames Ende fanden – natürlich stilecht in einer schwarzen Limousine.

Daneben gilt Chicago als erste amerikanische Stadt mit ausgeprägter Skyline. Der große Brand von 1871 schuf viel Platz für neue Gebäude, die mithilfe des Stahlskelett-Verfahrens hochgezogen wurden. Nach und nach entstanden Wolkenkratzer wie der Willis Tower, der Trump Tower, das Aon Center und das futuristische Aqua-Building. Eine tolle Aussicht auf die Stadt genießt ihr von der Besucherplattform des John Hancock Center. Einen Kontrast zu den Wolkenkratzern bilden die horizontalen Bauten im Prärie-Stil, etwa das Robie-House mit seinen ausladenden Dächern. Auch Art-Deco-Gebäude wie die Terminbörse Chicagos zieren das Stadtbild, und im Schatten der Hochhausschluchten findet ihr historische Bauten wie den Alten Wasserturm, der an ein mittelalterliches Schloss erinnert.

So vielfältig wie die Architektur Chicagos sind die kulturellen Angebote. Alles über unser Universum erfahrt ihr im Adler-Planetarium, Kunstschätze aus der ganzen Welt bekommt ihr im Art Institute of Chicago zu sehen, und das Field Museum of Natural History protzt mit riesigen Dinosaurier-Skeletten. Im Museum of Science and Industry erforscht ihr das begehbare Modell eines menschlichen Herzens sowie den Nachbau einer Kohlegrube.

Erwähnenswert ist auch die Esskultur Chicagos: Ein beliebtes Gericht ist die hier entstandene Deep Dish Pizza mit extra dickem Belag, doch auch Rippchen und die bunten Chicago-Hotdogs werden gerne serviert. Dank der multi-ethnischen Vielfalt besitzt die Stadt eine Fülle an internationalen Restaurants, von italienischer und griechischer bis zu asiatischer Küche in allen Variationen. In zahlreichen Dive Bars, urigen Kneipen mit regionalen Biersorten, könnt ihr eure Kehle anfeuchten, bevor ihr in den Blues-Lokalen von Chicagos North Side dem musikalischen Erbe der Stadt lauscht.

Wer Berthold Brecht gelesen hat und Chicago immer noch als düstere Industriestadt wähnt, wird überrascht sein, wie grün die Stadt heute ist: Unter den zahlreichen Erholungsgebieten sticht der Millennium Park besonders hervor. Inmitten der Grünfläche stehen der Jay Pritzker Pavillon, eine futuristisch wirkende Konzerthalle, die 100 Tonnen schwere Stahlskulptur Cloud Gate und der malerische Lurie Garden. Vom Millennium Park ist es nicht weit zum Ufer des Michigansees. Hier thront der gigantische Buckingham Fountain. Nachts bietet der beleuchtete Springbrunnen zusammen mit der Skyline Chicagos ein beliebtes Fotomotiv. Das Wasser des Michigansees ist herrlich klar und lädt im Sommer zum Baden ein, zum Beispiel am North Avenue Beach.

Bei all diesen Sehenswürdigkeiten ist es kein Wunder, dass Chicago die beliebteste Stadt bei amerikanischen Touristen ist – auch wenn internationale Urlauber New York, San Francisco und Las Vegas den Vorzug geben. Ein günstiges öffentliches Verkehrsnetz, eine gute Sicherheitslage im Stadtzentrum sowie zahlreiche Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten machen Chicago zum perfekten Ort für einen aufregenden Städtetrip im Norden der USA.

Willis Tower


Tag und Nacht empfehlenswert

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In der Downtown Chicagos befindet sich das höchste Gebäude der Stadt und gleichzeitig der zweithöchste Wolkenkratzer der USA. 442 Meter misst der Willis Tower, der bis 2009 als Sears Tower bekannt war. Nur das neue One World Trade Center in New York ist höher. Doch nicht nur aufgrund seiner Dimensionen ist der Willis Tower interessant: Das Gebäude besteht aus nebeneinander stehenden, asymmetrisch angeordneten Säulen. Je nachdem wo ihr steht, bietet euch das Wahrzeichen einen anderen Anblick. Daneben lockt der Willis Tower mit dem Sky Deck, der höchsten Aussichtsplattform in den USA. Mit einem rasend schnellen Aufzug fahrt ihr in den 103. Stock, der auf 412 Höhenmetern liegt. Dort oben bietet sich euch ein beeindruckendes Panorama auf das Häusermeer Chicagos. An guten Tagen könnt ihr euren Blick bis zu 80 Kilometer weit schweifen lassen. Doch es kommt noch besser: In einer Ecke der Aussichtsplattform ist der Boden komplett verglast. Hier habt ihr das Gefühl, ihr würdet frei über den Straßen Chicagos schweben - ein tolles Erlebnis, Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Erfreulich: Mit umgerechnet 22 Euro ist das Sky Deck verhältnismäßig günstig, zumindest im Vergleich mit ähnlich hohen Aussichtsplattformen in den USA. Wenn ihr die Warteschlangen von bis zu 3 Stunden umgehen wollt, könnt ihr theoretisch einen Fast Pass für 67 Euro kaufen. Billiger ist es, wenn ihr gleich früh am Morgen kommt, am besten unter der Woche.

John Hancock Center


Aussichtsplattform mit Nervenkitzel

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Nach seiner Vollendung 1969 war das John Hancock Center zeitweise das zweithöchste Gebäude der Erde und der höchste Wolkenkratzer Chicagos. Dieser Titel ging 1982 an den vom gleichen Architekten entworfenen Willis Tower. Neben Büroräumen, Wohnungen, einem Schwimmbad und einem Fitnessstudio besitzt das Gebäude mit den markanten Stahlrippen eine Aussichtsplattform im 94. Stockwerk. Das Observationsdeck auf 314 Meter Höhe ist mit 17 Euro vergleichsweise günstig und bietet ein tolles Panorama. Danach liefert euch ein Film interessante Infos zum John Hancock Center. In einem Zeitalter, in dem es Aussichtsplattformen in jeder Großstadt gibt, muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um Besucher anzulocken. Das Alleinstellungsmerkmal des John Hancock Center ist TILT. Erst fängt alles harmlos an. Ihr stellt euch in einem gesonderten Bereich ans Fenster. Auf Knopfdruck neigt sich die Fensterfront nach außen und ihr habt das Gefühl, gleich hunderte Meter nach unten zu segeln – ein adrenalinförderndes, aber absolut sicheres Erlebnis, bei dem bis zu 8 Personen gleichzeitig mitmachen können. Umgerechnet 6 Euro kostet der Spaß. Fazit: Zwar ist die Aussichtsplattform nicht ganz so hoch wie im Willis Tower, dank des günstigeren Preises, kürzerer Warteschlangen und der kurzweiligen Attraktion TILT ist das John Hancock Center aber eine lohnende Alternative zu seinem bekannteren Pendant.

Sport


Baseballstadt Chicago

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Chicago gehört zu den Top-Sportstädten der USA und mischt in allen großen Ligen des Landes mit. Auf dem Soldier Field, einem ehrwürdigen Stadion direkt am Seeufer, könnt ihr euch ein Football-Spiel der Chicago Bears ansehen. Die Superbowl-Gewinner gehören zu den Gründungsteams der NFL. Vor dem Spiel darf natürlich das Tailgating, die typisch amerikanische Grillparty auf dem Stadion-Parkplatz, nicht fehlen – auch bei kaltem Wetter. Im Winter sind die Ticketpreise etwas günstiger. Schnäppchen solltet ihr bei einem solchen Top-Team indest nicht erwarten. Wenn ihr eher auf Baseball steht, zieht es euch wahrscheinlich zu den Chicago Cubs: Die World Series-Gewinner von 2016 schlagen ihre Bälle auf dem Wrigley Field, dem zweitältesten Stadion der Major League. Hier wird der Spielstand noch manuell angezeigt und auch die Preise kommen erfreulich konservativ daher: 53 Euro kosteten die Tickets 2018 im Durchschnitt. Ganze 20 Euro könnt ihr jedoch sparen, wenn ihr stattdessen ein Match der Chicago White Sox besucht. Auch Basketball wird am Michigansee gespielt, am erfolgreichsten von den Chicago Bulls. Diese dribbeln im United Center, wo ihr die Statue des legendären Bull-Spielers Michael Jordan bewundern könnt. Mit durchschnittlich 86 Euro bewegen sich die Ticketpreise im gehobenen Mittelfeld, was NBA-Mannschaften angeht. Ebenfalls im United Center spielt das Eishockey-Team der Chicago Blackhawks, sechsfacher Gewinner des Stanley-Cups. Einen über-lebensgroßen Nachbau des begehrten Pokals seht ihr vor dem Fan-Laden der Blackhawks und das Maskottchen, Tommy Hawk bekommt ihr bei einem Heimspiel zu sehen. Im Durchschnitt kosten die Tickets 133 Euro. Das mag viel erscheinen, die Preise waren bis 2018 jedoch deutlich höher.

Navy Pier


Freizeitgestaltung für alle Generationen

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Chicagos Antwort auf den Santa Monica Pier in Los Angeles und New Jersey´s Morie´s Pier ist diese Seebrücke, die 900 Meter in den Michigansee hineinragt. Früher wurden dort Waren verladen, heute jedoch gehört der Navy Pier zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Von weitem sichtbar ist das 47 Meter hohe Riesenrad, das zum Pier Park gehört. Neben nostalgischen Karussells gibt es hier auch Kletterwände und ein Virtual Reality-Kino. Bei der Vorführung fliegt ihr durch die täuschend echten Häuserschluchten Chicagos. Noch mehr Kinovergnügen erlebt ihr im angrenzenden IMAX. Wer es dagegen hochkulturell mag, besucht eine Vorstellung im authentisch gestalteten Chicago Shakespeare Theater. Eine grüne Oase bietet der überdachte Botanische Garten Crystal Gardens und für Kinder gibt es an heißen Tages nichts Schöneres, als durch die Springbrunnen im Polk Bros Park zu laufen. Die kleinen Gäste können daneben im Children´s Museum Feuerwehrmann, Archäologe oder Matrose spielen. Für das leibliche Wohl sorgen ein Biergarten und mehrere Restaurants, darunter eine Pizzeria und eine Filiale der Meeresfrüchte-Kette Bubba Gamp. Abends ist der Pier erfüllt von Live-Musik. Sicher, ganz billig sind die Restaurants und Attraktionen auf Chicagos berühmtestem Pier nicht, und auch die Menschenmassen können im Sommer erdrückend sein. Doch selbst wenn ihr kein Geld ausgeben wollt, solltet ihr einmal hierher kommen – und sei es nur, um die Karnevalsatmosphäre und die Aussicht auf die Skyline der Stadt zu genießen.

Shedd Aquarium


Touristenattraktion für Groß und Klein

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Neben dem Adler-Planetarium und dem Field Museum für Wissenschaften beherbergt der Chicagos Museum Campus auch ein besonderes Schmankerl für alle Unterwasser-Freunde. Das Shedd Aquarium ist nicht nur das größte überdachte Aquarium der Welt, sondern auch eines der ältesten. Bereits 1929 wurde dieses Wahrzeichen Chicagos eröffnet, doch natürlich hat sich seit den Anfängen viel verändert. Die Becken beherbergen insgesamt mehr als 8.000 Tiere, darunter Mantarochen, Belugawale, Pinguine, Schildkröten, Seeotter und die seltenste Leguan-Art der Welt. Doch auch Tiere, die man nicht in einem Aquarium vermuten würde, sind hier zuhause, zum Beispiel flinke Äffchen, die sich über einem tropischen Fluss von Ast zu Ast schwingen. Besonders für die kleinen Besucher ist die Delfin-Show ein Highlight, doch auch die Fütterung der Haie ist ein tolles Spektakel. Manche Tiere wie Rochen, Seesterne und Hechte dürft ihr sogar anfassen. Die Gestaltung der Habitate ist sehr gut gelungen und liefert euch einen Einblick in verschiedenste Lebensräume, von den Weiten des Ozeans über Polarlandschaften und die Unterwasserwelt der Großen Seen bis zu tropischen Korallenriffen. Lediglich die Größe der Becken wird oft als zu klein kritisiert. Der Eintrittspreis ist mit umgerechnet 36 Euro natürlich nicht günstig. Die Nachfrage bestimmt wie immer das Angebot und bei ca. 2 Millionen Besuchern im Jahr können die Betreiber solche Preise verlangen. Insgesamt ein lohnendes Ausflugsziel für Familien, trotz der Preispolitik und der langen Warteschlangen.

Cloud Gate


Bohne im XXL-Format

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Besucher, die sich diesem Kunstwerk im Millennium Park nähern, staunen nicht schlecht. Die 18 Meter lange und 100 Tonnen schwere Skulptur erinnert von der Form her an eine überdimensionale Bohne. Oder an einen riesigen Tropfen Quecksilber, der auf dem Steinboden erstarrt ist. Keine Nähte sind auf der spiegelglatten Oberfläche des Cloud Gate sichtbar. So erkennt man mit dem bloßen Auge nicht, dass die Skulptur aus 168 Edelstahlplatten besteht. Schöpfer dieses Kunstwerks ist Anish Kapoor, ein indischer Künstler von internationalem Rang. Dieser erschuf eine Skulptur, in der sich die Skyline Chicagos perspektivisch verzerrt spiegelt. Besonders nachts entstehen so beeindruckende Lichtspiele. Auch total verrückte Selfies sind vor der Riesen-Bohne möglich und dank einer Auswölbung könnt ihr sogar unter dem Kunstwerk durchlaufen. Etwas Faszinierendes geht von Cloud Gate aus und man kann sich nur schwer von dem surrealen Spiegelkabinett abwenden. Doch im Millennium Park gibt es noch mehr zu sehen, zum Beispiel das Millennium Monument, einen Säulenbau mit Springbrunnen, und Crown Fountain, eine 15 Meter hohe Leinwand mit eingebauten Wasserspielen. Wer sich für verrückte Kunstprojekte interessiert, ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben.