Schweiz | Genf

Genf – UNO, Kirchen und Naturidylle am Genfer See

Genf, die zweitgrößte Stadt der Schweiz, liegt am größten See des Landes und ist vor allem für ihre zahlreichen internationalen Organisationen bekannt: Hier sitzen unter anderem die UNO, die WTO und die Weltgesundheitsorganisation. Doch nicht nur Diplomaten sind in Genf unterwegs. Genau wie schon Voltaire, Rousseau und Lenin flanieren heute zahlreiche Urlauber durch die gut erhaltene Altstadt oder gehen in idyllischen Parks am Seeufer spazieren.

Genf war ein wichtiges Zentrum der Schweizer Reformation. Davon zeugt das Reformationsdenkmal mit seiner 100 Meter langen Steinmauer und den Büsten von Calvin, Cromwell und co. Später wurde die Stadt unter französischer Herrschaft wieder katholisch. Das seht ihr an Gotteshäusern wie der gotischen Kirche Saint-Germain und Notre-Dame de Genève mit ihren beeindruckenden Kreuzgängen. Ganz in der Nähe der Kathedrale St. Peter liegt der Place du Bourg-de-Four. Hier könnt ihr im Schatten der historischen Bauten gut einkaufen, zum Beispiel Schweizer Schokolade. Aber auch zahlreiche Luxusboutiquen und Uhrengeschäfte säumen die Straßen der Altstadt.

Kunst- und Kulturliebhaber werden sich in den Museen Genfs wohl fühlen: Archäologische Funde aus dem gesamten Abendland bewundert ihr im Musée d’art et d’histoire, das daneben bedeutende Künstler vom Mittelalter bis zur Moderne ausstellt. Nur 5 Minuten entfernt lässt das Musée international de la Réforme die Geschichte der Reformation lebendig werden, und unweit der UNO-Zentrale informiert das Museum des Roten Kreuzes über die Arbeit der mutigen Samariter. Das Musée Ariana ist mit seiner neoklassizistischen Fassade nicht nur von außen sehenswert, sondern präsentiert auch wunderschöne Glas- und Keramikarbeiten aus sieben Jahrhunderten. Eine kuriose Touristenattraktion befindet sich im Park La-Treille-Promenade. Dort steht die längste Holzbank Europas, die ganze 126 Meter misst. Hier lässt ein buntes, internationales Publikum mit Blick auf die Berglandschaft die Seele baumeln.

Genf liegt malerisch zwischen Jura und Voralpenland – perfekt um eine Wanderung zu unternehmen: Der Mont-Salève, nur wenige Busminuten von Genf entfernt, ist der Hausberg der Stadt. Von hier aus habt ihr einen schönen Blick auf die gesamte Stadt und erspäht in der Ferne schneebedeckte Berggipfel. Ein ähnlich schönes Panorama genießt ihr auf dem Crêt de la Neige, dem höchsten Gipfel des Jura.

Fast 20% der Bevölkerung Genfs sind Millionäre. Das schlägt sich bei den Preisen nieder. Hotels und Restaurants sind hoffnungslos überteuert, sogar für einen Kebab in der Innenstadt zahlt ihr schon einmal 12 Euro. Nur zum Essen in ein Nachbarland zu fahren, klingt übertrieben, macht in Genf jedoch Sinn. Die französische Seite ist deutlich günstiger. Sparen könnt ihr dagegen beim Transport: Die Stadtverwaltung spendiert jedem Hotelgast während des gesamten Aufenthalts ein Ticket für öffentliche Verkehrsmittel. Ihr könnt mit diesem Ticket bis zum Flughafen fahren, selbst wenn ihr bereits ausgecheckt habt. Ein Freiticket gibt es auch am Genfer Flughafen, somit kommt ihr kostenlos zu eurer Unterkunft. Egal ob ihr die Stadt zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkundet – Genf ist dank seiner historischen Altstadt, dem internationalen Flair und dem malerischen Mix aus See und Bergkulisse perfekt für einen entspannten Städtetrip.

Genfer See


Das Ausflugsziel

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Nur die Südspitze des Genfer Sees liegt in der Schweiz. Trotzdem nannten die Genfer das größte Binnengewässer des Landes bereits im Mittelalter stolz „unseren Genfersee“. Die Besiedelung geht jedoch noch weiter zurück, wovon prähistorische Pfahlbauten zeugen. Noch heute bezieht die Stadt ihr Trinkwasser aus dem Gewässer. Daneben ist der Genfer See vor allem ein beliebtes Naherholungsgebiet. Wunderbar zum Entspannen ist der Parc de la Perle. Die größte Grünfläche der Stadt liegt direkt am Ufer und bietet mit ihren Bäumen und bunten Blumen ein Fest fürs Auge. Hier könnt ihr die Enten füttern, picknicken oder in den Cafés und Restaurants mit Blick aufs Wasser essen gehen – zu gesalzenen Preisen, versteht sich. Etwas weiter südlich hat die Stadt ihrem See ein besonderes Denkmal gesetzt: Der Jet d´eau war ursprünglich nur das Überdruckventil eines Kraftwerks. Doch die Genfer mochten den anfangs eher bescheidenen Springbrunnen so sehr, dass die Stadtverwaltung Ende des 19. Jahrhunderts den Druck ordentlich erhöhte. Heute schießt das Wasser hier 140 Meter in die Höhe und überragt damit deutlich die Häuser am Seeufer. Sofern ihr nicht wasserscheu seid, könnt ihr die Fontaine über einen schmalen Steg erreichen. Wenn der Wind das Wasser in eure Richtung weht, werdet ihr hier richtig nass. Alternativ lernt ihr den Genfer See bei einer Bootsfahrt kennen oder besucht ein weiteres Wahrzeichen direkt am Ufer: Die berühmte Blumenuhr zeugt von der langen Tradition Genfs als Uhrmacherstadt und schmeichelt dem Auge mit einer kunstvollen Blütenpracht.

Büro der Vereinten Nationen in Genf


Politik pur

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Obwohl die Vereinten Nationen ihren Sitz mittlerweile in New York haben, bleibt Genf der zweitwichtigste Sitz dieser NGO. Der Völkerbundpalast, in dem die UNO tagt, ist jedoch noch älter und wurde bereits 1938 gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der neoklassizistische Bau auf seine heutige Größe gebracht. Der Völkerbundpalast liegt malerisch im Ariana-Park und wird jedes Jahr von 100.000 Besuchern besichtigt. Das ist eine überschaubare Zahl und so geht es hier recht entspannt zu. Auf dem Weg zum Gebäude steht inmitten von Springbrunnen eine interessante Skulptur. Der „zerbrochene Stuhl“ des Künstlers Daniel Berset ist ganze 12 Meter hoch und stellt ein Mahnmal für die Opfer von Landminen dar. Eine Führung durch die ehrwürdigen Räume der UNO kostet 13 Euro und dauert 45 bis 60 Minuten. Besonders der größte Raum des Gebäudes, die Versammlungshalle, ist dank seiner Fresken beeindruckend. Doch auch die zahlreichen Kunstwerke und Skulpturen, die im Völkerbundpalast ausgestellt werden, sind sehenswert. Über 2.000 sind es an der Zahl, meist Geschenke der einzelnen Mitgliedsstaaten. Im Saal der Menschenrechte und der Allianz der Zivilisationen bestaunt ihr ein faszinierendes Deckengemälde des Künstlers Miquel Barcelò. Leider ist die Zeit etwas knapp bemessen, um wirklich alles zu sehen. Wer den Völkerbundpalast mit Kindern besucht, sollte einmal in den Duty Free-Shop schauen. Dort kann man günstiger Schokolade kaufen als in den Supermärkten der Stadt.

Kathedrale St. Peter


Schöner, kleiner Aussichtspunkt

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Unweit des Seeufers steht die wohl bedeutendste Kirche der Stadt Genf. Die Kathedrale St. Peter wurde bereits im 12. Jahrhundert begonnen und hundert Jahre später fertig gestellt. Dieser langen Bauzeit ist der Mix aus romanischem und gotischem Stil geschuldet, doch auch klassische Elemente können Kirchenkenner hier erspähen. Ursprünglich ein katholisches Gotteshaus, wurde die Kathedrale im 16. Jahrhundert protestantisch. Damit war Schluss mit den bunten Malereien und Statuen. Dafür könnt ihr heute noch den Stuhl sehen, auf dem der reformierte Kirchenmann Calvin seine Predigten hielt. Prächtiger ausgestattet ist die angrenzende Makkabäer-Kappelle mit ihren Buntglasfenstern. Wer sich für die Ursprünge der Kathedrale interessiert, sollte die archäologische Führung durch das Kellergewölbe buchen. Dort werden Artefakte aus der Antike aufbewahrt, die von einem viel älteren Kirchenbau zeugen. Die Führung kostet 7 Euro. Für eine Gebühr von 5 Euro habt ihr außerdem die Möglichkeit, Genf von oben zu erblicken. Knapp 65 Meter geht es über steile Wendeltreppen hinauf. Kein einfaches Unterfangen, der Blick auf die Stadt und den See entschädigt aber für die Strapazen. Falls es euch zu anstrengend ist, beide Türme hoch zu kraxeln, besucht den Südturm mit seinem offenen Balkon bei schönem Wetter, und den geschlossenen Nordturm, wenn es regnet.