Kaum ein Ort in Deutschland ist so geschichtsträchtig wie die Hauptstadt an der Spree. Von Preußens Glanz und Gloria zeugen die Siegessäule, der Berliner Dom und natürlich das Brandenburger Tor. Ein in Stein gemeißeltes Symbol für die Teilung der Stadt im Kalten Krieg sind dagegen die Überreste der Berliner Mauer sowie die Glienicker Brücke, auf der in DDR-Zeiten Spione zwischen Ost- und West ausgetauscht wurden. Ein eindrückliches Mahnmal an die Nazi-Verbrechen stellt die Holocaust-Gedenkstätte dar, die mit ihren schwarzen Betonsäulen viel Raum zu Interpretationen lässt. Natürlich ist Berlin auch das politische Zentrum der Bundesrepublik. Davon zeugen neben dem Reichstag mit seiner ikonischen Glaskuppel auch das Bundeskanzleramt und das Schloss Bellevue, das so manchen Besucher mit seinem Prunk neidisch macht – Bundespräsident müsste man sein. Die Museumsinsel zementiert Berlins Rolle als Kulturhauptstadt. Hier befindet sich unter anderem das Pergamon-Museum mit dem berühmten Ischtar-Tor aus dem antiken Babylon. Im Neuen Museum bestaunt ihr die Büste der Nofretete, und alles Wissenswerte über die Geschichte des geteilten Berlins vor der Wiedervereinigung erfahrt ihr im DDR-Museum. Daneben ist Berlin von weitläufigen Grünflächen durchzogen. Der große Tiergarten erstreckt sich von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor und eignet sich perfekt zum Flanieren. An heißen Sommertagen gibt es nichts Besseres, als sich im Großen Wannsee abzukühlen. Berlin gilt nicht nur als Geburtsort des deutschen Techno, sondern ist auch für seine Ausgehmöglichkeiten berühmt: Ob Megapartys in Berghain, Feiern in leeren Swimmingpools oder umfunktionierten Luftschutzbunkern – das Nachtleben in Berlin ist unkonventionell und abwechslungsreich. Auch an kulturellen Abendprogrammen besteht wahrlich kein Mangel: Bitterbösen Humor erlebt ihr im Kabarett-Theater Die Wühlmäuse, und für Freunde gehobener Abendunterhaltung bietet sich eine Vorstellung im Deutschen Theater Berlin an.
Natürlich ist auch in der Hauptstadt nicht alles Gold, was glänzt: Bausünden und architektonische Schandflecken gibt es zuhauf. Außerdem Berlin ist nicht die sauberste Stadt in Deutschland, um es einmal mild auszudrücken. Sperrmüll und alte Sofas auf die Straße zu stellen scheint in der Spree-Metropole ein Volkssport zu sein. Auch das Wegräumen von Hundehaufen ist unter der Würde des Hauptstadtbewohners. Dazu kommen die „Kunstwerke“ zweitklassiger Graffity-Sprüher an jedem zweiten Zug. Um es auf den Punkt zu bringen: Berlin ist abseits der Touristenzentren keine schöne Stadt. Aber das trägt zum Charme der Hauptstadt bei: Sie ist chaotisch, laut und herrlich unperfekt. „Arm, aber sexy“ – ein Ort für Freigeister, die sich in der Anonymität einer Weltstadt treiben lassen. Vor allem ist Berlin eine Stadt, die man gesehen haben muss. Die Einwohner bilden mit ihrer typischen „Berliner Schnauze“ einen Menschenschlag, den man nach etwas Eingewöhnungszeit einfach gern hat, und die Stadt besitzt genug Sehenswürdigkeiten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Auch abseits von Tiergarten und Mitte könnt ihr echte Perlen entdecken, zum Beispiel den Botanischen Garten in Dahlem oder das Schloss Charlottenburg, einen barocken Sommerpalast. Und habt ihr gewusst, dass sich ganz versteckt im Hotel CityQuartier das größte freistehende Aquarium der Welt, der AquaDom, befindet? In Berlin findet jeder Besucher etwas für seinen Geschmack, wenn er sich auf den etwas eigenwilligen Charme der Hauptstadt einlassen kann.
Einer der Schönsten seiner Art
Der Berliner Tiergarten ist nicht nur der älteste Zoo Deutschlands, sondern beherbergt auch ganze 20.000 Tiere, die auf 33 Hektar zuhause sind: Ob afrikanische Steppe, tropischer Dschungel, Wüste, Bergwelt oder Arktis – hier könnt ihr exotische Arten aus der ganzen Welt bestaunen. Besondere Berühmtheit erlangte der Tiergarten 2006, als dort Eisbär Knut zur Welt kam. Der Besucherliebling ist inzwischen gestorben, doch die nächste Generation von Eisbären ist bereits nachgerückt. Erwähnung sollte auch das Aquarium finden, das zu den größten Europas gehört. Aufgrund der Fülle an Tieren und Pflanzen, die es zu entdecken gilt, solltet ihr mindestens einen Tag für euren Besuch einplanen. Der Eintritt ist mit 15,50 Euro pro Person verhältnismäßig günstig, wenn man bedenkt, wie viel ihr dafür geboten bekommt. Für 21 Euro könnt ihr Zoo und Aquarium besuchen. Sicher: Ein paar der älteren Gehege sind schon etwas in die Jahre gekommen und müssten modernisiert werden. Dafür glänzt der Zoo durch vorbildliche Sauberkeit und die Tiere sehen gesund und munter aus.
Das Stadion Deutschlands
74.475 Sitzplätze fasst dieses Stadion, das sich in die Sportstätten auf dem Olympiagelände einreiht. Das Stadion wurde ursprünglich für die Olympischen Spiele von 1936 erbaut. Heute regiert dort der Hertha BSC, daneben wird der Ort regelmäßig für Länderspiele genutzt. In den Jahren 2000 bis 2004 wurde das Stadion aufwändig modernisiert. Es entstanden unter anderem die beeindruckende, halboffene Decke, die für das Flutlicht sorgt, sowie die blaue Laufbahn um den Platz. Auf dieser stellte der Jamaikaner Usain Bolt 2009 den Weltrekord im 100 Meter-Sprint auf. Die Angst einiger Kritiker, Enten könnten die blaue Bahn mit Wasser verwechseln und dort landen, hat sich bis jetzt übrigens nicht bewahrheitet. Die Architektur des erneuerten Stadions zeigt Respekt für die Geschichte und ist gleichzeitig modern und funktional. Nicht umsonst wurde die Sportstätte mit Auszeichnungen wie dem IOC/IPC/IAKS Award in Gold und dem Berliner Architekturpreis geehrt. Die Sitze sind bequem und Besucher haben eine gute Sicht auf das Spielfeld. Und das, obwohl der Rasen aufgrund der Laufbahn etwas weiter weg ist – es handelt sich eben um kein reines Fußballstadion. Zwischen den zwei Türmen mit den olympischen Ringen geht es ins Innere, das Fußballfans bei einer Stadionführung besichtigen – inklusive Blick in die Umkleidekabinen und die unterirdische Aufwärmhalle. Für 11 Euro ein vergleichsweise günstiges Vergnügen. Wer sich einfach nur im Innenraum des geschichtsträchtigen Stadions umsehen will, zahlt 8 Euro, plus 2 Euro für den optionalen Audioguide.
Pflichtbesuch
Das Parlamentsgebäude am Ufer der Spree blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Bereits zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs erbaut, beherbergte der klassizistische Bau den ersten Deutschen Reichstag und wurde in der Weimarer Republik weiter genutzt, bis er 1933 beim Reichstagsbrand schwer beschädigt wurde. Seit 1999 tagen dort die Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Wenn ihr schon immer einmal euren Volksvertretern bei der Arbeit zusehen wolltet, könnt ihr auf der Besuchertribüne Platz nehmen und euch Debatten im mal mehr, mal weniger vollen Plenarsaal anhören. Mehr über die Geschichte und Funktion des Bundestags erfahrt ihr bei den Führungen, die in der sitzungsfreien Zeit stattfinden. Ein Highlight des Gebäudes ist die gläserne begehbare Kuppel, die ihr über eine spiralförmige Treppe erklimmt. Von dort oben habt ihr eine grandiose Aussicht auf Berlin, und bei einer Fotoausstellung lernt ihr mehr über die Vergangenheit des deutschen Parlaments. Weniger bekannt sind die Kunstausstellungen, die regelmäßig stattfinden. Der Besuch des Reichstagsgebäudes ist kostenlos. Ihr solltet euch jedoch unbedingt vorher online anmelden, und zwar frühzeitig, da der Andrang sehr hoch ist.
Teuer aber schön
Eine tropische Inselwelt mitten in Brandenburg? Im kleinen Ort Krausnick zwischen Berlin und Cottbus wurde dieser Traum 2004 wahr. Das Tropical Islands als Erlebnisbad zu bezeichnen, wäre schon stark untertrieben: Der Innenbereich ist so groß wie 9 Fußballfelder und beherbergt neben Schwimmbecken und Wasserrutschen den größten Indoor-Regenwald der Welt. Auch Themenlandschaften wie ein Tropendorf, einen Südseestrand und eine Lagune mit Wasserfällen ließ der malaysische Investor in der Halle bauen. Das Ergebnis ist eine täuschend echte Tropenkulisse mit viel Liebe zum Detail. Und damit habt ihr noch längst nicht alles gesehen. Ähnlich groß ist der Außenbereich Amazonia, der vor allem im Winter mit beheizten Schwimmbecken lockt. Daneben besitzt das Tropical Island einen Wellness-Bereich mit verschiedenen Saunen und Dampfbädern, die ebenfalls im südostasiatischen Stil gehalten wurden. Der Eintritt ist nicht billig, aber durchaus angemessen, wenn man die liebevolle Gestaltung und die vielen Attraktionen im Tropical Islands bedenkt: 42 Euro kostet die Tageskarte, plus 7 Euro für die Saunalandschaft. Vom 22. März bis zum 11. November gilt der Early Bird-Rabatt: Dann zahlt ihr nur 12 Euro, wenn ihr von 06:00 bis 09:00 Uhr im Bad bleibt. Das ist perfekt für alle, die es eilig haben. Wenn ihr allerdings mehr Zeit in diesem tropischen Paradies verbringen möchtet, könnt ihr dort auch übernachten: entweder ganz konventionell in Hotelzimmern oder in Zelten, die im halleneigenen Regenwald aufgestellt wurden – besonders für Kinder ein Erlebnis.
Der Hauptanziehungspunkt
Kaum ein Wahrzeichen steht so für Berlin wie das Brandenburger Tor, das sich am Beginn der Prachstraße Unter den Linden befindet. Das Prunktor wurde 1793 von Friedrich Wilhelm II. erbaut und orientiert sich mit seinen sechs Säulen am Vorbild der griechisch-römischen Antike. Das I-Tüpfelchen auf dem klassizistischen Säulenbau ist die Quadriga, eine vierspännige Kutsche, die an den Sieg über Napoleon erinnert. Heute gilt das Brandenburger Tor vor allem als Symbol des wiedervereinigten Deutschlands, verlief direkt vor dem Bauwerk doch die Berliner Mauer. Doch nicht nur das Tor an sich, das nachts beleuchtet wird, ist sehenswert – der Pariser Platz, auf dem es steht, gilt als einer der schönsten in Berlin. Hier könnt ihr die Botschaftsgebäude sowie das Hotel Adlon bewundern und Berlins berühmte Currywurst probieren – natürlich zu gesalzenen Preisen in dieser Top-Location. Preiswerte Alternativen sind beispielsweise Witty's Friedrichstraße oder Curry 36. Eine willkommene Abwechslung zum Trubel des touristischen Berlins ist der Raum der Stille gleich neben dem Brandenburger Tor. Hierhin könnt ihr euch kostenlos zurückziehen, wenn ihr eine Pause braucht.
Ein Stück Geschichte
Sie war das Bauwerk, das Ost- und Westdeutschland 28 Jahre lang teilte. Nach der Wiedervereinigung wurde sie abgerissen, deshalb stehen heute nur noch wenige Überreste des „antifaschistischen Schutzwalls“. Dennoch gibt es vielfältige Möglichkeiten, dieses Stück deutsch-deutscher Geschichte kennen zu lernen. Erste Anlaufstelle für die meisten Besucher ist der Grenzübertritt Checkpoint Charlie unweit des Tiergartens. Diplomaten überquerten am schwer bewachten Checkpoint, von dem heute noch die Baracke mit Sandsäcken übrig ist, die Grenze zur Ostzone. 1961 drohte dort der Kalte Krieg richtig heiß zu werden, als sich amerikanische und sowjetische Panzer gefechtsbereit gegenüberstanden. Heute befindet sich hier das Mauermuseum, das wertvolle Informationen zur Geschichte der Anlage und spektakulären Fluchtversuchen von DDR-Bürgern liefert. Noch mehr bewegende Schicksale rund um die innerdeutsche Grenze dokumentiert die 3 Kilometer entfernte Gedenkstätte Berliner Mauer. Neben originalen Fragmenten der Mauer und einer Rekonstruktion des Todesstreifens kommen hier Opfer der SED-Politik zu Wort. Die Gedenkstätte ist eindrücklich und weniger touristisch als der Checkpoint Charlie, wo euch verkleidete Grenzsoldaten Fotos verkaufen wollen. Die Mauer wurde in Berlin nicht überall abgerissen. In Friedrichshain stehen noch 1,3 Kilometer des Bollwerks, nur dass dieses dort als Fläche für Streetart diente. Über 100 Künstler hinterließen ihre Gemälde auf dem Beton der Berliner Mauer und schufen die größte Open-Air-Galerie der Welt.
Auch bekannt als Alex
Er ist kaum zu übersehen – der Fernsehturm von Berlin, mit 368 Metern das höchste Gebäude Deutschlands. In DDR-Zeiten zwischen dem Marienviertel und dem Alexanderplatz errichtet, prägt der Turm die Skyline der Hauptstadt wie kein anderes Bauwerk – auch wenn er langsam etwas in die Jahre kommt. Der Megabau war das Prestigeobjekt der DDR-Regierung. Diese hätte auch gerne die ikonische Kugel des Fernsehturms vergolden lassen, wenn das Geld gereicht hätte. Diese Kugel beherbergt heute eine auf 203 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform und ein Drehrestaurant mit Rundumsicht auf Berlin. Das Restaurant genießt einen guten Ruf, auch wenn die Preise aufgrund der Location natürlich etwas höher sind. Auch der Blick von oben auf die Hauptstadt ist durchaus beeindruckend, vor allem nachts – nur entspiegelt könnten die Scheiben sein, um das Fotografieren zu erleichtern. Der Fernsehturm gehört zu den Touristenmagneten von Berlin, darum solltet ihr euer Ticket online bestellen. Dann könnt ihr mit moderaten Wartezeiten von etwa 30 Minuten rechnen. Noch schneller geht es mit dem Fast View Ticket für 19,50 Euro, 4 Euro mehr als vor Ort an der Kasse. Im Restaurant solltet ihr vorher reservieren, sonst stehen eure Chancen auf einen Platz schlecht.