„Rauchende Bucht“ bedeutet der Name von Islands Hauptstadt, was den heißen Quellen an der Südwestkiste der Insel geschuldet ist. Die Stadt besitzt einen ganz eigenen Charme, und das nicht nur aufgrund der bunten Häuser und dem majestätischen Gebirgszug Esja im Hintergrund. Lediglich 123.000 Einwohner zählt Reykjavik, und ist damit die größte Stadt auf der dünn besiedelten Insel. Hier herrscht eine familiäre Atmosphäre, denn fast jeder ist mit jedem über ein paar Ecken verwandt. Es gibt wohl kaum eine Hauptstadt, die einfacher und sicherer zu bereisen ist als Reykjavik: Die Kriminalitätsrate ist niedrig, die Menschen sind offen und gastfreundlich und fast jeder spricht fließend Englisch. Reykjavik ist das kulturelle Zentrum Islands, was ihr nicht nur an den historischen Sehenswürdigkeiten, sondern auch den Museen erkennt: Freunde skandinavischer Kunst und Wikinger-Artefakten kommen im Nationalmuseum auf ihre Kosten, und ganze 5.000 Werke isländischer Künstler stellt die Nationalgalerie Listasafn zur Schau. Wenn ihr einmal sehen möchtet, wie die Isländer im 19. Jahrhundert lebten, besucht ihr das Freilichtmuseum Árbæjarsafn.
Die malerische Natur ist ein Hauptgrund, nach Island zu reisen. Mitten in der Stadt liegt der Tjörnin-See – Heimat für zahlreiche Wasservögel und ideal für romantische Spaziergänge. Perfekt zum Wandern ist das Naturschutzgebiet Heiðmörk südlich von Reykjavik. Hier bestaunt ihr erkaltete Vulkankrater und lauscht den Singvögeln bei einer Wanderung im Schatten der hohen Bäume. Die heißen Quellen Islands sorgen nicht nur für eine unerschöpfliche Energieversorgung, sondern laden auch zum Baden ein. Die von Reykjavik nächst gelegenen Thermalquellen befinden sich in der Bucht von Nauthólsvík: Das Meerwasser hat hier trotz Geothermik noch 15 – 19° Celsius, dafür gibt es Warmwasserbecken und ein Dampfbad. Besonders im Sommer verwandelt sich der Stadtplatz Lækjartorg in einen Hotspot für ausgelassene Party. Die Isländer sind ein feierwilliges Volk – da kann die Party schon einmal bis 05:00 Uhr früh gehen. Fun Fact: Bis 1989 war der Verkauf von Bier in Island verboten. Die Aufhebung dieses Gesetzes wird am „Tag des Bieres“ im März feuchtfröhlich gefeiert. Und das trotz der hohen Alkoholpreise. Allgemein sind die skandinavischen Länder für ihre hohen Lebenshaltungskosten bekannt, und auch Island macht da keine Ausnahme. Hotels, Restaurantbesuche, Genussmittel – für fast alles müsst ihr hier mehr bezahlen. Dafür könnt ihr zu den sog. Lunch Hours sparen, wenn viele Lokale vergünstigte Mittagsmenüs anbieten.
Erfreuliches gibt es vom Wetter zu berichten: Reykjavik ist nicht so kalt, wie wie man es von der nördlichsten Hauptstadt Europas erwarten würde. Auf lediglich -3° Celsius fällt das Quecksilber im Winter, dafür wird es im Sommer auch nicht wärmer als 13°. Eine Reise im Winter lohnt sich vor allem, um die Polarlichter zu sehen, die besonders zwischen Oktober und März in klaren Nächten auftreten. Im Winter solltet ihr euch jedoch keine großen Outdoor-Aktivitäten vornehmen: Lediglich 4 Stunden Sonnenlicht herrscht während der kürzesten Tage des Jahres.
Moderne Architektur in der Hauptstadt
Seine Bedeutung als kosmopolitische Metropole unterstreicht Reykjavik mit dem Konzerthaus Harpa, auf Deutsch „Harfe“. 160 Millionen Euro verschlang der Megabau, der wie kein anderes Bauwerk für den wirtschaftlichen Aufschwung Islands steht. Mit seiner futuristischen Architektur scheint das 43 Meter hohe Gebäude einem Science-Fiction-Film entsprungen zu sein. Hier dominieren schräge Kanten, und die Fassade besteht aus dichroitischem Glas, das je nach Lichteinstrahlung in einer anderen Farbe erstrahlt. Das Aussehen des Gebäudes ändert sich also ununterbrochen. Das Konzerthaus besitzt vier Veranstaltungssäle, die alle mit einer hochmodernen Akustiksteuerung ausgestattet sind. Somit herrscht für jede Musikrichtung der perfekte Klang. Besonders beeindruckend ist der große Konzertsaal mit seinen 1600 Plätzen. Ganz in rot gehalten, soll er an einen Vulkan erinnern. Hier lauschen Freunde klassischer Musik dem Isländischen Sinfonieorchester, während im kleinen Saal Kammerkonzerte gespielt werden. Doch auch wenn ihr nur wenig Zeit habt, solltet ihr einmal einen Blick in das Gebäude werfen, da dort oft Ausstellungen stattfinden. Noch dazu ist der Eintritt kostenlos.
Touristenanziehungspunkt Nr. 1
Sie sind ein Markenzeichen des Landes – Islands heiße Quellen, die Wassersäulen fontainenartig in die Höhe schießen lassen. Der größte Geysir befindet sich im Tal Haukadalur. Von ihm haben alle anderen Geysire ihren Namen, allerdings ist er heute nicht mehr so aktiv wie noch im Jahr 2000 und bricht nicht mehr regelmäßig aus. Weniger lange auf eine Eruption warten müsst ihr beim Nachbargeysir Strokkur. Dieser schießt alle 10 Minuten eine Wassersäule in die Höhe, die 25 Meter erreichen kann. Hätte der schottische Geschäftsmann James Craig gewusst, dass sich das Gebiet zu einem solchen Besuchermagnet entwickelt, hätte er es bestimmt nicht so leichtfertig verkauft. Erst seit 1935 befindet es sich in Besitz der Regierung. Eine bequeme Möglichkeit, die Geysire zu besichtigen, ist eine Tagestour zum sog. „Golden Circle“, die auch den Besuch des alten Parlaments Þingvellir und des Wasserfalls Gullfoss beinhaltet. Die Tour bietet sich an, da ihr bei den Geysiren, so schön sie auch sind, kaum einen ganzen Tag verbringen werdet.
Toller Überblick über die Reykjavik
Die heißen Quellen Islands entladen sich nicht nur in spektakulären Geysiren, sondern sorgen auch für eine ununterbrochene Energieversorgung. Wenn ihr in eurem Hotel in Reykjavik den Wasserhahn aufdreht, kommt das warme Wasser von Perlan, einem Speicher im Süden der Stadt. Über ein ausgeklügeltes System wird es aus Thermalquellen entnommen und fließt ohne Einsatz von Pumpen in die Haushalte Reykjaviks – eine geniale Lösung. Doch Perlan ist mehr als nur ein Wasser-Reservoir. Der kuppelförmige Bau beherbergt auch ein interessantes Museum zur Naturgeschichte Islands. Highlights sind die künstliche Gletscherhöhle, die aus 350 Tonnen Eis erschaffen wurde, und der Geysir, der alle paar Minuten Wasserdampf ausspuckt. Die Stadt hat sich wahrlich nicht lumpen lassen, die Schönheit Islands zu präsentieren. Dafür ist die Ausstellung mit 29 Euro nicht gerade billig. Für nur 4 Euro könnt ihr das Observationsdeck mit Café besuchen, von dem aus ihr eine herrliche Aussicht auf Reykjavik habt. Ob ihr hineingeht oder nicht – von außen solltet ihr Perlan auf jeden Fall einmal betrachten: idealerweise nachts, wenn die Glaskuppel wie ein Sternenhimmel erleuchtet ist.
Kommerziell aber trotzdem natürlich und absolut lohnenswert
Stellt euch vor: Eiskalter Wind, Minusgrade, Schneefall, aber ihr lasst euch im warmen Wasser treiben und genießt den Blick auf die majestätische Bergwelt von Island. Dieser Wunsch kann sich erfüllen, und zwar im Thermalbad Blue Lagoon. Hier entstand durch Abwasser des nahen Geothermalkraftwerks ein künstlicher See, den die Einheimischen zum Baden nutzten. Das Freibad wurde später gebaut. Es lockt Besucher mit Wassertemperaturen von kuscheligen 37 – 42° Celsius und dem türkisblauen Salzwasser, das gut gegen Hautkrankheiten hilft. Doch nicht nur baden könnt ihr hier, es stehen auch Massagen und Schönheitsbehandlungen zur Verfügung. Wenig Erfreuliches gibt es von der Preisgestaltung zu berichten. Der Eintritt kostet 86 Euro, mit allen Extras noch einmal 20 Euro mehr. Wenn ihr auf die Spa-Behandlung verzichten könnt, findet ihr weit günstigere Alternativen: Die heißen Quellen von Grotta befinden sich beim Leuchtturm von Reykjavik und sind komplett kostenlos. Allerdings passen hier nicht viele Badegäste hinein, ihr müsst also Glück haben oder warten. Genau so weit von Reykjavik entfernt wie die Blaue Lagune ist das Bad Seljavallalaug. Wenn euch eine kleine Wanderung nichts ausmacht, genießt ihr hier völlig kostenlos den gleichen Badespaß wie im teuren Wellnessbad. Nur auf Umkleidekabinen müsst ihr verzichten. Und wenn ihr im Sommer in Island seid und etwas kälteres Wasser bevorzugt, seid ihr beim öffentlichen Thermalbecken Seljavallalaug genau richtig: Das Wasser hat hier lediglich 20-30° Celsius.
Die unscheinbare Brücke zwischen den Kontinenten
Auf einer Brücke von einem zum anderen Kontinent laufen? Geografisch gesehen ist das in Island möglich. Eine Autostunde von Reykjavik entfernt überspannt die 20 Meter lange MIÐLÍNA-Brücke den Álfagjá-Rift, und verbindet damit die amerikanische mit der eurasischen Kontinentalplatte. Sie wurde 2002 zu Ehren des isländischen Entdeckers Leif Erikson eingeweiht. Die Basaltfelsen des Kontinentalspalts bieten einen interessanten Anblick und erinnern an eine karge Mondlandschaft. Besonders wenn der Wind den Staub unter der Brücke aufwirbelt, herrscht hier eine gespenstische Atmosphäre. Die Brücke selbst ist eher unspektakulär, erfüllt jedoch ihren Zweck und ist mit Informationstafeln bestückt. Ein tagesfüllender Ausflug ist der Besuch der MIÐLÍNA nicht. Wenn ihr jedoch ohnehin in der Gegend seid, um etwa die Steilklippen von Sandvik und Hafnarberg zu sehen, lohnt sich ein kurzer Abstecher. Oder ihr überquert die Brücke auf einer Wanderung durch die faszinierende Lavalandschaft der Halbinsel Reykjanesskagi. Die vulkanischen Felsen halten eine beeindruckende Vielfalt von Formen und Farben bereit, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Außerdem habt ihr dort noch mehr Gelegenheiten, den Kontinentalspalt zu überqueren und mit einem Bein auf einem anderen Kontinent zu stehen.
Fast schon ein Wolkenkratzer im Stadtbild
Bereits von Weitem sichtbar ist die Hallgrimskirkja, eine evangelisch-lutherische Kirche, die auf einem Hügel mitten in der Stadt thront. 74 Meter hoch ist die größte Kirche des Landes, und überragt damit jedes andere Gebäude in Reykjavik. Der erst 1986 vollendete Bau ist ein Glanzstück des expressionistischen Stils und soll mit seinen Betonpfeilern an typisch isländische Basaltsäulen erinnern – eine Symbiose aus Frömmigkeit und Naturverehrung. Unter den wachsamen Augen der Statue Leiff Eriksons betretet ihr die Kirche und steht im hellen, dafür recht schlichten Innenraum. Großen Prunk sucht ihr im kühl-nüchternen Kirchenschiff vergebens. Deutsche Wertarbeit begutachtet ihr bei der 25 Tonnen schweren Orgel – der größten des Landes. Das von einem Bonner Orgelbauer gefertigte Instrument bietet mit seinen horizontal angeordneten Pfeifen nicht nur einen interessanten Anblick. Die Orgel überzeugt auch durch ihren Klang, den ihr bei einem Gottesdienst erleben könnt. Mit dem Aufzug fahrt ihr für 8 Euro bis zur Spitze des Glockenturms und genießt eine herrliche Aussicht auf Reykjavik. Nur warm anziehen solltet ihr euch, da dort oben ein schneidender Wind weht.
Heimat des Island-Kults
Laugardalsvöllur ist das Nationalstadion Islands und wird hauptsächlich für Fußballspiele, aber auch für Leichtathletik-Wettkämpfe, genutzt. Mit den Megastadien Europas kann Laugardalsvöllur nicht mithalten. Gerade einmal 15.000 Besucher passen in die Sportstätte, plus 3.000 weitere, wenn extra Tribünen aufgestellt werden. Aber das hat nicht nur Nachteile: Zumindest hat man hier einen guten Blick auf das Spielfeld, auch wenn man ganz oben sitzt. Noch dazu ist das Stadion modern und schick anzuschauen, außerdem ist die Stimmung bei Nationalspielen ausgezeichnet. In Laugardalsvöllur finden auch Konzerte statt. Guns n´ Roses spielten hier etwa im Jahr 2018. Eingefleischte Fußballfans besichtigen das Stadion von innen, für alle anderen genügt ein Blick von außen, zum Beispiel nach einem Besuch des Botanischen Gartens oder des Zoos, die sich gleich daneben befinden. Reykjavik besitzt noch zwei andere Stadien, das Hlíðarendi- und das Leiknisvöllur-Stadion. Diese sind jedoch bedeutend kleiner als die nationale Sportstätte und nur interessant, wenn ihr einem örtlichen Verein beim Spielen zusehen wollt.