Russlands Hauptstadt ist mit 12,4 Millionen Einwohnern die größte Metropole des Landes sowie die zweitgrößte Stadt Europas. Ihre riesigen Ausmaße und die bewegte Vergangenheit machen Moskau zum Paradies für Kulturreisende und Geschichtsinteressierte. Opulent und grandios präsentiert sich das historische Zentrum – Ausdruck der einstigen Macht des Zarentums. Hier befinden sich nicht nur Kreml und Roter Platz, sondern auch die Christ-Erlöser-Kathedrale, mit 103 Metern die höchste Kirche Moskaus. Etwas außerhalb liegt das Danilow-Kloster, der Sitz des russisch-orthodoxen Patriarchen. Das 1776 erbaute Bolschoi-Theater ist nicht nur das wichtigste Schauspielhaus der Nation, sondern stellt auch ein Meisterwerk barocker Prachtentfaltung dar. Einen Streifzug durch die jüngere Geschichte unternehmt ihr im Alexandergarten: Hier brennt seit 1967 eine ewige Flamme am Grab des unbekannten Soldaten. Und auch der Siegespark erinnert mit seinen Monumenten an die Millionen von russischen Kämpfern, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren. Die Blüte sowjetischer Kunst ziert das Innere von Moskaus berühmter Metro, und an die kurze Vormachtstellung der Sowjetunion in der Raumfahrt erinnert das 110 Meter hohe Denkmal für die Eroberer des Weltraums. Im Puschkin-Museum hängen bedeutende europäische Künstler, darunter Botticelli, Rubens, Caspar David Friedrich und van Gogh.
Doch Moskau besitzt auch eine moderne Seite, die das erneute wirtschaftliche Erwachen des russischen Bären würdig repräsentiert. In der City von Moskau befinden sich die höchsten Gebäude Europas, darunter der 540 Meter hohe Fernsehturm Ostankino und der elegante Imperia Tower. Moskau besitzt die größte Anzahl von Milliardären auf der Welt: Wen wundert es da, dass man in der Stadt vorzüglich einkaufen kann? Eine riesige Auswahl bietet das Warenhaus GUM, mit über 200 Geschäften einer der größten Konsumtempel der Welt. Auf der Petrowskij Passage reihen sich die Luxusboutiquen aneinander und der Izmailovsky-Park ist perfekt, um traditionelle Souvenirs wie Russlands ikonische Matrjoschka-Puppen zu kaufen.
Die beste Reisezeit bilden die angenehm warmen bis heißen Sommermonate. Der Moskauer Winter hat dagegen schon so manchen Reisenden in die Knie gezwungen. Tagestemperaturen von bis zu – 7° Celsius und wenige Sonnenstunden laden nicht gerade zu ausgedehnten Touren ein, und die Monate März und April bringen Schneematsch und grauen Himmel mit sich Auf das Autofahren könnt ihr in Moskau getrost verzichten. Erstens ist das Metro-System hervorragend, zweitens sorgen Verkehrsstaus dafür, dass es schon einmal einen ganzen Tag dauern kann, von einem Ende der Stadt zum anderen zu fahren. Auch beim Überqueren der Straßen ist Vorsicht geboten, vor allem wenn sich die schwarzen Staatskarossen nähern. Diese sind mit einem Affenzahn unterwegs und bremsen nur in absoluten Notfällen. Doch darüber hinaus gibt es viel Erfreuliches zu berichten: Moskau ist inzwischen ebenso sicher wie jede andere Großstadt Europas. Und blitzblank, denn das Aushängeschild Putins bekam unlängst ein architektonisches Facelift, das sich sehen lassen kann. Auch die Preise sind seit der Abwertung des Rubels erfreulicherweise gesunken. Der perfekte also Zeitpunkt, um diese russische Kultur-Metropole an der Moskva zu besuchen.
Traditionsreiche Multifunktionsarena
Imposant ragt es hinter der Statue von Lenin auf: Moskaus Luschniki-Stadion, das größte Stadion Russlands. Neben einer Top-Lage nahe dem Gorki-Park protzt das Stadion mit seinem Fassungsvermögen: 81.000 Besucher finden hier Platz, seit die altehrwürdige, noch zu Sowjetzeiten gebaute Sportstätte für die Fußball WM 2018 modernisiert wurde. Davor fanden hier das Champions League-Finale von 2008 sowie die Leichtathletik-Weltmeisterschaft von 2013 statt. Für die Weltmeisterschaft wurde Luschniki zum reinen Fußballstadion umgebaut, der Megabau hält jedoch auch für Konzerte her. Aus Sicherheitsgründen gibt es hier nur Sitzplätze, die allesamt überdacht sind. Wenn ihr das Trauma des deutschen WM-Debakels in Russland verkraftet habt, könnt ihr euch auch ins Innere des Stadions wagen. Für umgerechnet 12 Euro bekommt ihr eine Führung, die den Namen „Legenden von Luschniki“ trägt. Und wenn ihr die Sportstätte einfach nur aus der Ferne bestaunen möchtet, solltet ihr zum Campus der Lomonosov-Universität aufbrechen. Von dort oben habt ihr eine gute Sicht auf das Stadion.
Jede Station ein Highlight
346 Kilometer Schienen, 206 Stationen und 13 Linien – die Moskauer Metro stellt ein U-Bahn-Netz der Superlative dar. Ende des 19. Jahrhunderts kam zum ersten Mal die Idee eines Streckennetzes unter Moskaus Straßen auf, um den Verkehr über der Erde zu entlasten. 1935 wurde die Metro dann eröffnet. Heute gehört sie zu den meist beanspruchten Verkehrsnetzen weltweit. Bis zu 9 Millionen Fahrgäste nutzen die Metro jeden Tag. Wer zur Arbeit pendelt, beachtet die opulent geschmückten Stationen wahrscheinlich gar nicht mehr, doch die Moskauer Metro ist wohl die schönste U-Bahn der Welt: Kostbarer Marmor, Kronleuchter, Wandgemälde und Mosaike –ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk erwartet euch hier. Jede Station hat ihren eigenen architektonischen Reiz und erzählt eine Geschichte aus glorreichen Sowjetzeiten: vom Aufstieg der Arbeiterklasse, dem großen vaterländischen Krieg und den Helden der russischen Revolution. Zu den schönsten Haltestellen gehören Komsomolskaja, Park Pobedy, Kievskaja und Prospekt Mira. Das Fotografieren ist, anders als noch zu Sowjetzeiten, übrigens erlaubt – Angst vor Spionen hat heute niemand mehr. Auch wenn ihr nur von A nach B kommen wollt, ist die Metro euer bester Freund: Sie ist sauber, pünktlich und preiswert. Von 05:30 bis 02:00 Uhr nachts verkehren die Züge, die alle 2–4 Minuten abfahren – ein echter Luxus. Einganz und Ausgang der Stationen sind durch Zugangschranken gesichert. Ihr kommt nur mit einem gültigen Ticket hinein, das als Einzelfahrschein lediglich 70 Cent kostet.
Das moderne Moskau
Nach den Wirren der Übergangszeit zwischen Sowjetunion und demokratischer Föderation erlebte Russland in den letzten Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung. Kein Ort verdeutlicht dies so sehr wie die Moskauer City. Das ambitionierte Bauprojekt, das bereits in den 1990ern geplant war, setzt alles daran, den Finanzplätzen in London und New York den Rang abzulaufen. 5 Kilometer vom Kreml entfernt erheben sich hier futuristische Wolkenkratzer wie das Evolution mit seiner spiralförmigen Glaskonstruktion und Gorod Stoliz, das erste europäische Hochhaus mit über 300 Metern Höhe. Erst 2017 wurde der 374 Meter hohe Federation Tower eingeweiht. Neben Hotels, Banken, Büros und Restaurants beherbergt der Turm das höchste Observationsdeck Europas. Für umgerechnet 15,50 Euro fahrt ihr auf die 89. Etage und genießt ein beeindruckendes Panorama über die Dächer der Stadt. Nettes Gimmick: Im Federation Tower befindet sich die höchstgelegene Eiscreme-Fabrik der Welt. Warum? Vermutlich als Werbung für Chistaya Liniya, den größten Eisfabrikanten Russlands. Nach einer frostig-leckeren Kostprobe erwartet euch noch eine Virtual Reality-Reise durch die Stadt sowie einen Film über die Geschichte Moskaus. Alles in allem bekommt ihr also für einen vergleichsweise niedrigen Preis viel geboten. Und wenn euch die Höhenluft hungrig gemacht hat, könnt ihr auf dem Federation Tower auch essen gehen.
Groß, Größer, Kreml
Im Herzen Moskaus regiert seit tausend Jahren die Elite Russlands. Hinter den Mauern aus dem 15. Jahrhundert befinden sich der Sitz des Präsidenten, aber auch zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten. Ihr könnt dort prächtige Kirchen, die riesige Zarenglocke und die 38 Tonnen schwere Zarenkanone bestaunen. Umgerechnet 6,50 Euro kostet der Eintritt. Es gibt auf dem 27 Hektar großen Gelände genug zu sehen, um 2 Stunden zu verbringen. Und dann wäre da noch die Rüstkammer, in der Waffen, Zaren-Kleider, Uniformen, goldene Kutschen und viele weitere historische Schätze präsentiert werden. Hier könnt ihr noch einmal 2 Stunden einplanen, der Eintritt kostet 9 Euro. Genauso wie der angrenzende Kreml gehört der Rote Platz seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einst war der Platz nicht viel mehr als ein weitläufiger Markt vor den Kreml-Mauern. Erst im 16. und 17. Jahrhundert wurde er ausgebaut und verschönert. Das erklärt auch seinen eigentlichen Namen „schöner Platz“. Das Wort „Roter Platz“ ist einer Bedeutungsverschiebung des Begriffs „krasny“ geschuldet. Politisch rot wurde der Platz natürlich nach der Oktoberrevolution. In der Sowjetunion fanden auf ihm Militärparaden statt, heute sind es eher Rock-Konzerte. Der Platz ist schon aufgrund seiner riesigen Ausmaße und der roten Ziegel-Bauten einen Besuch wert: Besonders schön sind das Auferstehungstor, durch das ihr den Platz betretet, und das Gebäude des historischen Museums. Im Lenin-Mausoleum könnt ihr den einbalsamierten Leichnam des russischen Revolutionsführers betrachten, während ihr auf dem Ehrenfriedhof die Gräber von Stalin, Breschnev und Juri Gagarin, dem ersten Mann im All, besucht.
Touristenattraktion Nr. 1
Sie gehört untrennbar zu Moskaus baulichem Erbe – die Basilius-Kathedrale am südlichen Ende des Roten Platzes. Tausende von Besuchern können sich nicht satt sehen an der Kirche, die offiziell „Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben“ heißt und auf den Überresten einer hölzernen Kirche erbaut wurde. Um ihre Schönheit rankt sich eine Legende: Angeblich ließ ihr Erbauer, Zar Ivan der Schreckliche, dem Baumeister die Augen ausstechen, damit er nie wieder etwas so schönes bauen konnte. Die Kathedrale weist 9 Kuppeln auf, von denen die größte 115 Meter hoch ist. Nicht immer war die Kirche so schön bunt wie heute: Das Nebeneinander von weiß, rot, grün und blau ist das Ergebnis von Umgestaltungen im 17. Jahrhundert. Habt ihr das Gotteshaus gebührend betrachtet, solltet ihr einmal hineingehen. Der verwinkelte Innenraum wurde 2006 vollständig restauriert und ist mit seinen Wandgemälden, den detailreichen Heiligenbildern und den goldenen Verzierungen durchaus sehenswert. Wenn ihr euch den Eintrittspreis von umgerechnet 9 Euro sparen wollt, besichtigt ihr kostenlos die Kasaner Kathedrale nur ein paar Straßen weiter. Deren Innenraum ist genau so schön und der Eintritt kostet euch nichts.
Auch mal eine Auszeit nehmen
„Follow the Moskva, down to Gorki Park…” Beim Namen Moskaus berühmtester Grünfläche dürften viele Besucher automatisch zu pfeifen anfangen. Viel ist seit dem Skorpions Hit aus den Neunzigern passiert, doch der größte Park Moskaus lockt Besucher immer noch mit seinen gepflegten Grünflächen und der bunten Blumenpracht. Bereits das Haupteingangstor ist hübsch anzusehen. Danach geht es weiter zum künstlichen See mit seinem Springbrunnen. 1,2 Quadratkilometer groß ist der Gorki-Park. Falls euch die Laufwege zu weit werden, leiht ihr euch einfach ein Fahrrad aus. Im Sommer dient der Park als Veranstaltungsort für Konzerte, während im Winter einige Wege in Schlittschuhbahnen verwandelt werden. Restaurants, Cafés und Eisdielen laden zum Verweilen ein, und kulturell Interessierte besuchen „Garage“, ein Museum für moderne Kunst. Etwas kleiner ist Moskaus älteste öffentliche Gartenanlage: Der Sarjadje-Park ist 79.000 Quadratmeter groß und besitzt neben malerischen Grünanlagen und kleinen Seerosenteichen auch zwei Amphitheater, eine künstliche Eishöhle und Ausstellungen zur Geschichte Russlands. Architektonisch beeindruckend ist die frei schwebende Brücke, von der aus ihr einen herrlichen Ausblick über die Moskva genießt. Insgesamt ein empfehlenswerter Mix aus Natur, Kultur und Hightech – typisch für das moderne Moskau.