Kanada | Montreal/Ottawa

Ottawa und Montreal - Museen, Natur und französisches Flair

Ottawa und Montreal: Die zwei Großstädte sind nur 200 Kilometer entfernt – ein Katzensprung für kanadische Verhältnisse. Und doch sind sie sehr verschieden, nicht nur aufgrund von Eishockey-Rivalitäten und dem historischen Streit um den Titel der Landeshauptstadt. Beide Städte haben ihren ganz eigenen Charme, je nachdem, was man sich von seinem Kanada-Urlaub verspricht.

Ottawa war nicht viel mehr als eine bescheidene Holzfäller-Siedlung, als es 1857 zur Hauptstadt ernannt wurde – zu ungunsten der größeren Städte Toronto und Montreal. Heute ist Ottawa ein Wirtschaftsstandort mit boomender Hightech-Industrie und einer multikulturellen Bevölkerung. Viele Einwohner sprechen sowohl Französisch als auch Englisch, da hier die linguale Scheidelinie Kanadas verläuft. Für wissbegierige Urlauber ist Ottawa perfekt, denn die Stadt gilt als Museums-Metropole Kanadas: 20.000 Jahre menschliche Geschichte präsentiert das Canadian Museum of History, das meistbesuchte Museum Kanadas, und das Canadian War Museum stellt eine beachtliche Sammlung an Kriegsgerät, alten Waffen und Uniformen aus. Im Science and Technology Museum mit seinen lebensechten physikalischen Experimenten geraten vor allem die kleinen Gäste ins Staunen. Zu den beeindruckendsten Gebäuden gehört die National Gallery mit ihrer futuristischen Stahl- und Glasarchitektur und der 9 Meter hohen Spinnenskulptur Maman. Daneben lockt die „Stadt der Drei Flüsse“ Besucher mit dem Rideau Canal. Im Winter verwandelt sich die Wasserstraße, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, in die längste Eisbahn der Welt, auf der ihr sogar Schlittschuh laufen könnt. Auf dem Byward Market ersteht ihr tagsüber günstigen kanadischen Ahornsirup. Nachts verwandelt sich das Viertel in die beliebteste, böse Zungen behaupten sogar die einzige Partymeile von Ottawa.

Was hat die 2 Stunden entfernte Stadt Montreal im Vergleich zu bieten? Vor allem einen historischen Charme. Montreal war bereits eine Großstadt, als Ottawa noch in den Kinderschuhen steckte. Während Ottawa größtenteils eine geplante Stadt ist, wuchs Montreal organisch, zuerst unter französischem, später unter britischem Einfluss. Besonders das Hafenviertel Old Montreal besitzt zahlreiche geschichtsträchtige Bauten, darunter die reich verzierte Kirche Notre-Dame aus dem 19. Jahrhundert und den von chicen Stadtpalästen umgebenen Platz Jacques-Cartier – ein Hauch französische Eleganz in Nordamerika. Daneben locken moderne Wahrzeichen wie das Olympic Stadion und der Biodome, eine ehemalige Rennradhalle, die heute exotische Tiere aus aller Welt beherbergt. Der Botanische Garten von Montreal lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein, und Adrenalinjunkies kommen in La Ronde, dem zweitgrößten Freizeitpark Kanadas auf ihre Kosten.

Die Gemeinsamkeiten von Ottawa und Montreal liegen auf der Hand: Beide sind moderne, sichere Städte mit hervorragender Infrastruktur, die jedoch auch gute Ausflugsmöglichkeiten in die kanadische Natur bieten. Im Winter solltet ihr euch sowohl in Ottawa als auch in Montreal warm anziehen. Durch das kontinentale Klima können die Temperaturen schon einmal auf -16° Celsius fallen. Aber welche Stadt ist jetzt besser? Montreal ist eine Spur günstiger und beliebter bei Touristen. Ottawa ist eben hauptsächlich eine Beamtenstadt und ein Verwaltungssitz. Nach 6 Uhr werden an Wochentagen die Bürgersteige hochgeklappt. Partyfreunde bekommen in Montreal deutlich mehr geboten. Auch die Zahl der Touristenattraktionen ist größer als in Ottawa. Zum Glück befinden sich die zwei Orte so nah beieinander. Wer also genug Zeit hat, besichtigt beide Städte: Ottawa für die renommierten Museen und Montreal für seinen kolonialen Charme und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten.

Thousand Islands National Park


Faszinierende Natur

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Der Name Thousand Islands ist eigentlich eine Untertreibung. 1864 Inseln beherbergt das Gebiet an der Grenze zwischen Kanada und den USA. 21 davon gehören zum Thousand Island National Park – mit nur 9 Quadratkilometern der kleinste Nationalpark des Landes. Dafür gibt es viel zu sehen in dieser malerischen Wasserlandschaft, die zu den UNESCO-Biosphärenreservaten gehört. Den Anfang macht das Besucherzentrum. Hier findet ihr neben wichtigen Informationen auch ein kleines Aquarium sowie einen Campingplatz, auf dem ihr übernachten könnt. Nur wenige Autominuten entfernt beginnen die Wanderwege im Schatten majestätischer Bäume. Die beste Möglichkeit, den Zauber der Thousand Islands zu erleben, ist jedoch eine Bootsfahrt. Geführte Kajaktouren bringen euch zu den schönsten Orten der verzweigten Wasserlandschaft, wo ihr mit etwas Glück Schildkröten und Weißkopfseeadler zu Gesicht bekommt. Die meisten der kleinen Inseln sind unbewohnt oder beherbergen lediglich ein Häuschen und eine Picknick-Stelle. Doch es gibt auch größere Inseln. Auf Hill Island steht der 1000 Islands Tower. Hier genießt ihr für umgerechnet 8 Euro eine herrliche Aussicht auf die Flusslandschaft des Nationalparks. Das beliebteste Ausflugsziel befindet sich jedoch auf der US-amerikanischen Seite: Heart Island beherbergt Boldt Castle, das der Hotelmogul George C. Boldt für seine Frau errichten ließ. Das Ergebnis ist die perfekte Imitation einer mittelalterlichen europäischen Burg. Leider starb die Gattin vor Abschluss des Baus. Der Thousand Islands Nationalpark befindet sich nur 1,5 Autostunden südlich von Ottawa, lässt sich aber auch von Montreal aus in 2 Stunden über den Ontario Highway 401 erreichen. Der Sommer ist die beste Besuchszeit. Von Oktober bis Mai sind das Visitor Centre und der Campingplatz geschlossen und die Bootsrampen sind außer Betrieb.

Olympiastadion Montreal


Modern seit 1976

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Im Osten von Montreal liegt das Olympiastadion, das für die Sommerspiele von 1976 errichtet wurde, mit seiner futuristischen Architektur jedoch bedeutend jünger wirkt. Aufgrund seiner ovalen Form wird das Stadion von den Einheimischen auch „The Big O“ genannt. Auffälligstes Merkmal ist der 175 Meter hohe Montreal Tower. Es handelt sich um den größten geneigten Turm der Welt, auf den ihr mit einer Seilbahn fahren könnt. Kaum irgendwo genießt ihr eine so tolle Aussicht auf Montreal wie hier. Raucher dürften sich über die Sportstätte nicht gefreut haben, denn der Bau des zweitteuersten Stadions der Welt wurde mit einer eigens erhobenen Tabaksteuer finanziert. Auf umgerechnet 168 Millionen Euro beliefen sich die Kosten – eine Summe, die erst 30 Jahre später abbezahlt war. Heute wird die Sportstätte mit ihren 55.000 Sitzen für Canadian Football-, Fußball- und Baseballspiele, aber auch für Konzerte genutzt. Wenn ihr euch für die Highlights aus 40 Jahren kanadischer Sportgeschichte interessiert, könnt ihr die Stadiontour buchen. Mit umgerechnet 9 Euro ist die Führung für kanadische Verhältnisse relativ günstig. Eine Ausstellung über die Olympischen Spiele von 1976 ist im Preis mit inbegriffen. 15 Euro kostet die Fahrt auf den Neigeturm, daneben gibt es vergünstigte Kombi-Tickets. Von außen betrachten solltet ihr die Sportstätte allemal, wenn ihr in der Gegend sein: zum Beispiel bei einem Besuch des Botanischen Gartens und des Insectariums von Montreal.

Parliament Hill


Englischer Charme in Kanada

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Das kanadische Parlament befindet sich in der Downtown Ottawas und bietet den perfekten Start für eure Erkundungstour durch die Stadt. In den drei Gebäuden Center Block, West Block und East Block schlägt das Herz der Landespolitik. Die Parlamentsgebäude liegen nicht nur malerisch am Ufer des Ottawa River, sondern würden mit ihrer neugotischen Architektur und dem 92 Meter hohen Peace Tower auch gut nach Westminster, Oxford oder Cambridge passen. So viel Altwelt-Charme schmeichelt dem Auge – das neu aufgesetzte Glasdach des West Block sieht man von unten zum Glück nicht. Für alle, die das kanadische Parlament von innen sehen möchten, gibt es eine gute Nachricht: Die Führung ist kostenlos. Im Center Block besichtigt ihr den Arbeitsplatz der kanadischen Volksvertreter, während eine Tour durch den East Block die Rolle des Parlaments im 19. Jahrhundert beleuchtet. Wenn ihr euch für kanadische Tagespolitik interessiert, könnt ihr sogar einer Debatte beiwohnen. Aber auch wenn ihr keine Führung machen wollt, solltet ihr den Parliament Hill einmal besuchen. Und sei es nur, um durch den malerischen Garten zu spazieren und die Aussicht auf Ottawa zu genießen. In Sommernächten wird der Center Block außerdem von einer aufwändigen Lichtshow in Szene gesetzt.